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Aulenti, Gae (Gaetana)

(*4.12.1927 Palazzolo dello Stella, †31.10.2012 Mailand)

Die italienische Architektin und Designerin Gae Aulenti studierte am Mailänder Polytechnikum Architektur und promovierte 1954. Von 1964 bis 1969 war sie am Polytechnikum als Dozentin tätig. Parallel dazu arbeitete sie als freie Architektin und Designerin. Bei der Zeitschrift «Casabella» war Gae Aulenti von 1955 bis 1965 Redakteurin. 1974 wurde sie Direktoriumsmitglied bei der Zeitschrift Lotus International, von 1976–1979 unterrichtete sie am Laboratorio di Progettazione Teatrale (Theater-Projektlabor) in Prato. 1989 wurde sie Ehrenmitglied des Bundes Deutscher Architekten und erhielt für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Architektur den Praemium Imperale des japanischen Kaiserhauses.

Als Architektin entwarf Aulenti 1964 den preisgekrönten italienischen Pavillon, von 1966–1969 war sie Vizepräsidentin der ADI, der Associazione per il Disegno Industriale (Gesellschaft für Industriedesign). Sie entwarf Gartenanlagen, Wohnbauten, Hotels, Schulen sowie Geschäftshäuser.

1986 erregte sie internationales Aufsehen durch die Umgestaltung des Pariser Bahnhofs Gare d’Orsay, aus dem das Musée d’Orsay hervorging. In diesem Museumsbahnhof werden auf unkonventionelle Weise Architektur, Malerei, Design und Skulpturen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ausgestellt. Von 1982 bis 1985 gestaltete sie das Museum für moderne Kunst im Pariser Centre Georges Pompidou neu. 1988 wurde Aulenti mit der Umgestaltung des Katalanischen Museums in Barcelona beauftragt.

Als Möbeldesignerin galt Aulenti eine Vertreterin des Konstruktivismus, wobei sie darauf bedacht war, Material und Konstruktion ihrer Objekte offen sichtbar darzulegen. Der Armlehnstuhl «Solus 220» aus dem Jahr 1964 gehört zu einer Sitzgruppe, die Aulenti ursprünglich als Gartenmöbel geplant hatte. Die Serie war dann als Innenraumversion sehr erfolgreich. Der Stuhl besteht aus verchromtem Stahlrohr, das Sitzpolster ist mit Leder oder Stoff bezogen. Dem Entwurf liegt Aulentis Idee zugrunde, die Stahlrohre so zu formen, dass sie in ununterbrochenen Linien verlaufen. «Solus 220» gewann 1964 den Preis der Triennale in Mailand und steht heute im Museum of Modern Art, New York. Ebenfalls vom Museum of Modern Art aufgenommen wurde die Stehleuchte «Pipistrello», die Gae Aulenti 1967 für Martinelli Luce entwarf. Fuß und Kugelgriff der Leuchte sind aus Metall, der ausfahrbare Teleskopstab (mit dessen Hilfe sich die Leuchte um 20 cm höher stellen lässt) ist aus Stahl; der große Schirm aus weißem Metacrylat.

Aulenti arbeitete darüber hinaus für Artemide (Stehleuchte «Oracolo»; Tischleuchten «Pileno» und «Patrocolo»), Christofle (Tisch-Set «Metropolis», 2001), Kartell (Sessel «4794» – ausgewählt für den Compasso d’Oro 1979), Fontana Arte (Leuchten «Bugia» und «Parola», «Diastema»; Tisch «Lapsus», «Alcamo», 2002), iGuzzini (Lichtsystem «Cestello», zusammen mit Pierre Castiglioni, 1994), Knoll (Tisch «Jumbo», 1965; Sitzgruppe «Aulenti Collection», 1975), Poltrona Frau (Sessel «Sgarsul», 1962 – aus dampfgebogener Buche), Stilnovo (schwenkbare Tischleuchte «Minibox»), Rabo (Toaster «Toast», 1996), Rossi & Arcandi (sechsteiliges Teeservice aus 800er-Silber), Schopenhauer (Möbelserie «Aralia» und Stuhl «Per Due», 1995), Snaidero-Abaco (Küche «Etra», 1993), Tecno (Rattansessel «TLINKIT», 1991; Büromöbelserie «Kum», 1992), Venini (Vase «Riccio», 2003) und Zanotta (Couchtisch «San Marco», 1984; Klappsessel «Tripolina» und «April»; Tisch «San Marco», 1984; und «Cardine», 1983).

Bekannt wurde Aulenti auch als Ausstellungsdesignerin. Für Olivetti gestaltete sie 1968 den Ausstellungsraum in der Pariser Rue Faubourg St. Honoré sowie 1969 die Olivetti-Wanderausstellung, die in Barcelona, Madrid, London, Edinburgh, Tokio und in Hamburg Station machte. Auch für Knoll war Aulenti als Showroom-Gestalterin tätig. Sie machte sich darüber hinaus als Bühnenbildnerin einen Namen. Für den Regisseur Luca Ronconi und dessen Experimentiertheater «Prato» entwarf sie den Bühnenraum. Sie gestaltete die Bühnenbilder für viele Inszenierungen Ronconis von Stücken Büchners, Hofmannsthals, Euripides’ und Calderóns u.a.

Gae Aulenti ist durch ihre zahlreichen architektur- und designtheoretischen Schriften für die Architektur der italienischen Nachkriegszeit von herausragender Bedeutung. Nach einer ihrer vielen Studienreisen ins Ausland schrieb sie eine Monografie über sowjetische Architektur. Darüber hinaus gestaltete sie Ausstellungen wie «Die Kelten» in Venedig, «Zaubertöne – Mozart» in Wien, «Giorgio De Chirico. Gladiatori 1927–1929» in Varese (2003) oder «Arti & Architettura 1900–2000» in Genua (2004). © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey)

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