| Breuer, Marcel (*1902 Pécs, †1981 New York) Der ungarische Designer und Architekt Marcel Breuer nahm 1920 an der Akademie der bildenden Künste in Wien sein Studium auf. Noch im gleichen Jahr zog es ihn jedoch ans Weimarer Bauhaus, wo er in der Möbelwerkstatt von Walter Gropius arbeite. 1922 und 1923 fertigte er Möbel für das Bauhaus-Modellhaus «Am Horn»; an dieser Arbeit war auch Georg Muche beteiligt. 1925 übernahm Breuer die Leitung der Möbelwerkstatt und entwarf die ersten Stahlrohrmöbel, die bereits ganz im Sinne der Bauhausphilosophie gefertigt waren. In diesen Jahren war er auch als Innenausstatter tätig und gestaltete u.a. die Meisterhäuser für die Bauhausmitarbeiter und die Wohnung des Berliner Regisseurs Erwin Piscator. Von 1928 bis 1931 leitete Breuer ein eigenes Büro in Berlin, anschließend bereiste er Nordafrika, Spanien, Griechenland, den Balkan, die Schweiz und Italien. 1932 entstand nach seinem Entwurf «Haus Harnischmacher» in Wiesbaden, das im Krieg nahezu völlig zerstört wurde. Nach Schließung des Bauhauses 1933 durch die Nationalsozialisten emigrierte Breuer 1935 nach England und arbeitete dort als Architekt zusammen mit F. R. S. Yorke, für eine kurze Zeit auch mit Maxwell Fry. In England entwarf er auch für Jack Pritchards Isokon-Company. 1937 emigrierte Breuer in die USA, wo er mit Walter Gropius bis 1946 an der Harvard University of Architecture lehrte. Seine Schüler waren unter anderen I. M. Pei, Paul Rudolph, Philip Johnson und Eliot Noyes. In Cambridge führte er zusammen mit Gropius ein Architekturbüro, 1946 gründete er sein eigenes Büro in New York, bevor er 1956 zusammen mit Beckhardt, Gatje und Smith seine Firma Marcel Breuer and Associates ins Leben rief. Neben Wohnhäusern, Universitäts- und Bürogebäuden entwarf Breuer das Unesco-Gebäude in Paris (1953-58, mit P. L. Nervi und B. Zehrfuss), das Whitney-Museum of American Art in New York (1966), das Sportgelände in Flushing Meadow, New York, sowie Laboratoriumsgebäude für den Konzern IBM in La Gaude, Frankreich (1960/61); darüber hinaus die Botschaft der USA in Den Haag und das «De Bijenkorf»-Kaufhaus (1953) in Rotterdam. Breuers erster Stuhl aus gebogenem Stahlrohr war der «Wassily-Sessel» (1925), den er für seinen Bauhauskollegen Wassily Kandinsky entwarf. Die Idee, hierfür Stahlrohr zu verwenden, entsprang Breuers Begeisterung für das Fahrrad, das sich in den 20er-Jahren bei vielen Künstlern einer großen Beliebtheit erfreute. So offerierte Breuer seinen «Wassily» auch zuerst der Fahrradfabrik Adler-Werke. Der Grundgedanke bei diesem Stuhl, wie auch bei allen später daraus entwickelten Modellen, war die Form eines gebogenen, linienbildenden endlosen Stahlrohrs, nach Breuers Aussage «sozusagen in den Raum gezeichnet ... Die schwere anspruchsvolle Polsterung eines bequemen Sessels ist durch eine straff gespannte Stofffläche (Rindkernleder) und einige leichtdimensionierte federnde Rohrbügel ersetzt ... Die Schlittenform erhöht die Beweglichkeit. Sämtliche Typen sind aus denselben normierten, elementar gehaltenen, jederzeit zerleg- und auswechselbaren Teilen konstruiert. Diese Metallmöbel sollen nichts anderes als notwendige Apparate heutigen Lebens sein.» 1926 fand der «Wassily»-Sessel bei einer Breuer-Ausstellung in der Kunsthalle Dessau begeisterte Zustimmung. Der Stuhl wurde anfangs von der Firma Thonet, danach von Dino Gavina hergestellt, der seine Firma 1969 an Knoll International verkaufte. 1926 kreierte Breuer den Klappstuhl «D 4», zwei Jahre später den Freischwinger «D 40» (reediert von Tecta) mit Armlehnen, die betont über die Rückenlehne hinausragen. Sitz und Rücken des Stuhls bestehen aus Eisengarn, Leder oder Naturrohrgeflecht. Bei der Firma Thonet waren Breuers Beistelltische «Laccio» (1925/26 - Gestell aus Stahlrohr, Platte aus Kunststoff laminiert oder aus Holz) und der Stahlrohrschreibtisch «S 285» von 1929/30 (mit der etwas größeren Version «S 285/1») im Programm. Die Firma Tecta fertigte den Schubladencontainer «S 41 E» (1926) aus Edelstahl (mit drei schwarzen und drei weißen Schubladen), das freistehende Regal «S 44» (entworfen für das Haus Clarté), den Drehtisch mit Container «M 20» (1924), den Glastisch «K 40» (1927/28) sowie die Vitrine «S 40» (1925), die Breuer für das Bauhaus Weimar entworfen hatte. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey) www.marcelbreuer.org | | | | | | | | | | | | | |