| De Lucchi, Michele (*8.11.1951 Ferrara) Der italienische Architekt und Designer Michele de Lucchi studierte in Ferrara und an der Kunsthochschule in Florenz Architektur, wo er 1975 seinen Abschluss machte. Noch während seines Studiums gründete er in Padua die Gruppe «Cavart». Von 1976 bis 1977 war er Assistent der Architekturabteilung der Universität Florenz und gründete dort das Studio Architetture e altri Piaceri. Von 1978 an arbeitete er zusammen mit Ettore Sottsass für Olivetti, in deren Möbelabteilung («Olivetti Synthesis») er 1979 als Designberater tätig wurde (von 1992–2002 Designdirektor) und die Büromöbelserie «Icarus» entwarf. Anfang der 1980er-Jahre schloss sich de Lucchi der Designergruppe Studio Alchimia an, schließlich der Gruppe Memphis, die aus Alchimia hervorgegangen war. 1988 gründete er das «Studio de Lucchi», 1998 die Firma «amdl» mit Büros in Mailand und Rom. De Lucchi wurde 2001 an der Universität Venedig zum Professor der Fakultät Design und Kunst ernannt und erhielt 2006 für seine Bemühungen um die Lebens- und Wohnqualität einen Ehrendoktortitel an der Kingston Universität in Kanada. 2008 wurde er zum Professor am Politecnico Mailand berufen. Für Memphis entwarf de Lucchi einige der bedeutendsten Objekte wie das «Lido»-Sofa und den Beistelltisch «Kristall» (aus Kunststofflaminat, lackiertem Holz und Metall), die 1981 auf der ersten Memphiskollektion in Mailand vertreten waren. Seine schrillen, sinnlichen und verspielten Entwürfe beeinflussten das Design der 80er-Jahre maßgeblich. Zum Designklassiker wurde der Stuhl «First» (1983 für Memphis) mit einer Lehnenkonstruktion aus einem kreisförmig gebogenen Stahlrohr, das eine blau lackierte runde Holzscheibe als gummigelagerte, flexible Rückenlehne und zwei schwarze Holzkugeln als Armstützen trägt. Für Moroso kreierte de Lucchi das Sofa und den Sessel «Dublino», für den italienischen Hersteller Glass Design den Schreibtisch «Celeo» (mit Untergestell aus Kristallglas sowie Fächern und Schubladen aus Birnbaumholz). 1984 schuf er weitere Objekte für Memphis, von denen die Beistelltische «Flamingo» und «Continental» (aus Kunststofflaminat) besonders auffielen. Für die Leuchtenfirma Artemide entwarf de Lucchi das Modell «Cyclos» und – zusammen mit Giancarlo Fassina – den Klassiker «Tolomeo» (Leuchtenschirm und Fuß aus satiniertem Aluminium, Leuchtenarm über sichtbare Aluminiumführungen und Drahtseile verstellbar). Seit 2009 ist diese Leuchte mit Energiesparlampen bestückt («Fluo 18W», «My White Light», «LED» und «Halogen Energy Saver»). Die Pendelleuchte «Castore» (2003 für Artemide; zusammen mit Huub Ubbens) fasziniert durch ihren sanften Lichtübergang vom kugelrunden Glasdiffusor in den schlanken Kunstharzkörper. Die grazile Aufhängung erfolgt per Metallseil an einer runden Deckenrosette. Die die mundgeblasenen Glasleuchten sind in vier Größenvarianten erhältlich (ø 14, 25, 35, 42). 2014 kreierte de Lucchi für Artemide die Pendelleuchte «Ambrosia», die mit ihren schallabsorbierenden Eigenschaften mit dazu beiträgt, die Raumakustik zu verbessern. Für Kartell entwickelte de Lucchi 1989 eine Schreibtischserie (Behälter, Aschenbecher, Fotohalter, Schreibtischunterlage) aus thermoplastischer Technopolymer sowie Papierkörbe und Kleiderständer (u.a. «Segmenti»). Weitere Entwürfe schuf er für Alias (Schrank «Layout», 2004; Sessel- und Sofakollektion «Dehors», 2007; Bürostuhl «Norma», 2009), Belux (Tischleuchte «Meccanica» – mit markantem Zahnradmechanismus), ClassiCon (Hängeleuchte «Si Gira», 1992 – mit austauschbaren Schirmen), Fontana Arte (Leuchte «Vega» und Badezimmerserie «De Lucchi»), Morone, Olivetti Synthesis (Büromöbelserie «Delphos», «Icarus» – zusammen mit Ettore Sottsass; Büromöbelserie «Sangirolamo», 1991 – zusammen mit Achille Castiglioni) und Up & Up (Tische «Calcutta» und «Kampur»; Bank «Delhi»). Zusammen mit Alberto Nason schuf er 2007 für die Manufaktur Compagnia Italiana del Cristallo (Markenname Arnolfo di Cambio) die Glasserie «Bolle». Als Architekt war de Lucchi für die Deutsche Bank tätig und entwarf das Frankfurter Reisezentrum für die Deutsche Bahn. Darüber hinaus renovierte bzw. konzipierte de Lucchi Gebäude in Japan, Italien und der Schweiz, u.a. das historische Archivzentrum des Stromversorgers ENEL in Mestre (Italien). © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey) www.amdl.it | | |