| Mendini, Alessandro (*16.8.1931 Mailand, †18.2.2019 Mailand) Der Architekt, Designer und Publizist Alessandro Mendini studierte an der Technischen Hochschule in Mailand Architektur und graduierte 1959. Anschließend arbeitete er mit dem Architekturbüro Nizzoli Associati zusammen. Mendini war Chefredakteur des Architekturmagazins «Casabella» (1970–76) und der Designzeitschrift «Modo» (1977–81) und gab von 1979 bis 1985 das Magazin «Domus» heraus. 1988 gründete er das Magazin «Ollo». 1973 gehörte Mendini zu den Mitbegründern der Gruppe «Global Tools», 1978 rief er mit Alessandro und Adriana Guerriro die Gruppe «Studio Alchimia» ins Leben, die zum Forum seiner Designphilosophie wurde. Mit dem Studio entwickelte er das sog. Banaldesign, indem er Gegenstände des täglichen Gebrauchs mit Farben und Formen, die dem tschechischen Kubismus und den 50er-Jahren entlehnt waren, zu neuen ironischen Objekten verfremdete. 1982 war er Mitbegründer der ersten postgradualen Design-Schule – der Domus Academy – in Mailand. 1989 gründete er zusammen mit seinem Bruder Francesco das Studio Mendini. Als Architekt baute Mendini von 1983 bis 1988 für Alberto Alessi die Casa della Felicità, das Museum für zeitgenössische Kunst in Merone und – zusammen mit Philippe Starck, Frank Stella und Michele de Lucchi – das neue Museum in Groningen (1989). In Kooperation mit Yumiko Kabayashi stellte er 1989 auch den Paradise Tower in Hiroshima fertig. Alessandro Mendini war Mitglied des Wissenschaftsrates der Domus Academy sowie Ehrenmitglied der Jerusalemer Belazel Academy of Arts and Design. Darüber hinaus lehrte er an der Designschule in Wien. Als Designer erregte Mendini 1978 mit seiner Serie «Metamorphosen» Aufsehen, in der er etablierte Möbelklassiker individuell redesignte. Einen Kunststoffstuhl von Joe Colombo bemalte er mit einem Marmormuster, die Stühle «Hill House» von Charles Rennie Mackintosh und «Superleggera» von Giovanni Ponti erhielten kleine Wimpel. Stühle von Marcel Breuer verzierte er mit bunten wolkenartigen Gebilden aus Pappe. Mendini sagte dazu: «Es existiert heute keine Originalität mehr, die Erfindung neuer Formen wird ersetzt durch die Variationen an Dekorationen und Oberflächen. Das Design ist Re-Design, Entwerfen ist Dekorieren.» Cappellini reedierte 1993 Mendinis thronartigen Sessel «Proust» (1978 entworfen für Studio Alchimia) – ein mit Hunderten von bunten Farbtupfern überzogener Sessel im Louis-Seize-Stil. Als überarbeiteten Entwurf produzierte Magis den «Poltrona di Proust» zu Beginn des neuen Millenniums in neuen Farben und modernen Materialien (Polyethylen). 1983 schuf Mendini für Alessi das postmoderne, auf 99 Exemplare limitierte «Tee- und Kaffeeservice» aus Silber (mit eiförmigen Kannen). Er lud für dieses Projekt zehn der weltweit bedeutendsten Architekten – u.a. Hans Hollein, Aldo Rossi und Michael Graves – ein, jeweils ein Service zu entwerfen. Jeder Architekt arbeitete die Idee auf seine Weise aus: von Hausaltar bis Flugzeugträger, von Tropfen bis Vogel. Für Alessi entwarf Mendini darüber hinaus die Keramikskulptur «Vaso Viso» (2001), die Korkenzieher «Anna G.» (1994), «Parrot» und «Alessandro M.» sowie die faltbare «Anna Gong Etagere» (1992) – Mendinis Hommage an die legendäre Etagere «art. 898», die in den 1960er-Jahren zu Alessis Bestsellern zählte. In der «Philips-Alessi-Kollektion» erschien 1994 Mendinis Fruchtpresse «HD2003». Für Zanotta kreierte er Möbel wie die Kommoden «Calamobio», «Cetonia» und «Meligete», den Stuhl «Zabro», den Wandtisch «Agrilo», den Tisch «Macaone» (1985/2011), die Hausbar «Cantaride» sowie die Tische «Hispo», «Papilio» und «Sirfo». Für FSB entwarf Mendini seine am Bauhaus orientierten Türdrücker «Omaggio a Gropius», für Swatch kreierte er die Herrenuhren «Cosmesis» und «Metroscape» (1990) sowie das Modell «Lots of Dots» (1991/92; als Referenz an den Pointillismus). Für Rasch entwickelte er 1992 die Künstlertapeten «Colonna» und «Luna». 2009 designte Mendini für Cappellini das auf 33 Exemplare nummerierte Bogenmöbel «Archetto» (innen und außen aus mattschwarz lackiertem Holz) – «ein Behälter, der eine Skulptur ist, eine Skulptur, die zum Behälter wird». Die Türflügel und Rückseite von «Archetto» sind mit Spiegeln verkleidet. Weitere Entwürfe schuf Mendini für die Firmen Abet Laminati, Driade, Mamoli (Bad-Armaturserie «Euclide»), Fiat, Glas Italia (Spiegel «Specchio di Proust» und «Onda»), Koziol («Tasche XL», in Kooperation mit Maria-Christina Hamel, 2007), Lucente (Leuchte «Remember»), Poltrona Frau, Riva (Kinderzimmermöbel «Unicorno»), Ritzenhoff (Milchglas, 1992), Up & Up (Tische «Liberia» und «Templetto Alto»), Valucine (Küche «Artematica Curva»), Venini (Vase «Berito», 1988; Vase «Soldato di Vetro», 2001), Vitra (Sessel und Sofa «Maracata», 1988) und Zabro. 2013 brachte die Firma Ramun Mendinis Schreibtischleuchte «Amuleto» in sieben Farbvarianten auf den Markt. Die Leuchte symbolisiert das Universum mit den drei Ringen in Referenz zur Triade von Sonne, Mond und Erde. Eine patentierte Justierung erlaubte die beliebige Ausrichtung des LED-Kreises, ein Sensor sorgte für die übergangslose Lichtstärkenregulierung. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey) www.ateliermendini.it | | | | | | | | | | | | | |