| Thonet, Michael (*1796 Boppard, †1871 Wien) Michael Thonet, der als Begründer der industriellen Bugholztechnik gilt, eröffnete nach einer Schreinerlehre 1819 in Boppard eine eigene Möbeltischlerei. Ab 1830 begann er, mit schichtverleimtem Holz zu experimentieren, das der traditionellen Möbelbauweise technisch und ästhetisch überlegen war. Als Ergebnis seiner Versuche präsentierte er 1836 den ersten Bugholzstuhl, dem zwischen 1836 und 1840 zahlreiche Varianten (mit und ohne Armlehnen, etwa «Bopparder Sessel») folgten. Zwischen 1840 und 1842 gelang es Thonet, die Einzelteile für einen Bugholzstuhl von bis dahin zehn auf fünf zu reduzieren. So schuf er beispielsweise den Sitzrücken nur aus einem einzigen schichtverleimten Stück Holz. Fürst Metternich empfahl Thonet 1842 bei Hofe und holte ihn nach Wien, wo er den Auftrag zur Ausführung der komplizierten gebogenen Parkettfußböden des Palais Liechtenstein erhielt. Für die Prunkräume des Palais fertigte er von 1843 bis 1846 die berühmten «Liechtensteiner Stühle» an, die - wie die meisten Möbel Thonets - dem Biedermeier zugerechnet werden. Ihnen folgte der Stuhl für das Palais Schwarzenberg (1850) - der spätere «Sessel No. 1» und der «Sessel No. 4» für das Café Daum am Wiener Kohlmarkt, der seitdem weltweit die Kaffeehauskultur bestimmte. 1853 übertrug Thonet seine Firma an seine Söhne und begann mit der Vervollkommnung seiner Bugholzmöbel. Er arbeitete mit massiv gebogenem Holz (die Verschraubung ersetzte die zeitaufwändige Verleimung) und ebnete mit seinem «Sessel No. 14» den Weg zur industriellen Massenproduktion. Die durchdachte Formgebung, die Einfachheit der Konstruktion und der niedrige Verkaufspreis machten den Stuhl zu einem Konsumsessel par excellence und zum erfolgreichsten Möbel des 19. Jahrhunderts. 1860 entwarf Thonet den ersten Schaukelstuhl, der sein Vorbild in den Eisenmodellen hatte, die 1851 im Londoner Kristallpalast ausgestellt waren. Von Thonets zahlreichen Tischentwürfen, die vom Esszimmer-, Servier- und Satztisch bis zum Spiel- und Spiegeltisch reichten, ragt das schlichte Modell «1053» (mit geschwungenen Beinen und stabilisierendem Bogenkreuz am Fuß) hervor. Die Firma Gebrüder Thonet produziert den Bugholzstuhl «214», der als direkter Nachfahre des legendären Modells «No.14» gilt. In der Variation «214 F» bietet dieser Stuhl höheren Sitzkomfort durch zusätzliche Armlehnen und eine breitere Sitzfläche. Der Bugholzstuhl «215 R» hat ein Rückenmedaillon aus Rohrgeflecht. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey) www.thonet.de | | | | | | | | | | | | | |