Wiener Secession

(von lat. secessere = abspalten)

1897 spaltete sich in Wien eine Gruppe progressiver Künstler, Architekten und Designer unter Gustav Klimt, Koloman Moser und Otto Wagner von dem etablierten, zur Doktrin erstarrten Historismus ab, vertreten durch das Wiener Künstlerhaus. Statt dessen propagierte die Wiener Secession, die bezeichnenderweise auch «Genossenschaft der Jugend» genannt wurde, den Jugendstil, sodass sich Wien innerhalb weniger Jahre zu einem seiner Hauptzentren entwickelte. Der Jugendstil wird in Österreich durch seine enge Verbindung mit der Wiener Secession auch als Sezessionsstil bezeichnet. Die wichtigsten Anregungen wurden durch das englische Arts and Crafts Movement unter William Morris und John Ruskin vermittelt, deren Arbeiten wiederum durch eine von der Wiener Secession 1900 organisierte Ausstellung einem breiten Publikum bekannt gemacht wurden.

1898 kam es zur Gründung der Zeitschrift «Ver Sacrum», 1899 konnte das von Joseph Maria Olbrich für die Wiener Secession entworfene Gebäude bezogen werden. 1903 ging aus der Secession die Wiener Werkstätte hervor, deren umfangreiche Produktpalette vor allem Kunstgewerbe in großer Bandbreite umfasste. Nachdem Gustav Klimt, Koloman Moser, Joseph Hoffmann u.a. die Wiener Secession 1905 verlassen hatten, verlor sie bald an Bedeutung.

Neben der Société des Indépendants (gegr. Paris 1884) und der Münchner Sezession (gegr. 1892) zählt die Wiener Secession zu den wichtigsten Sezessionsbewegungen in Europa, die sich gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts von den die alten Strukturen der Kunst repräsentierenden, traditionellen Künstlervereinigungen lossagten. Statt dessen leisteten sie durch ihre in die Zukunft gerichtete Haltung wertvolle Beiträge für die Entwicklung der Moderne. Sezessionen bestanden beispielsweise auch in Berlin (gegr. 1898), Dresden (1919-23) oder Darmstadt (1919-23). © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey)