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Dekonstruktivismus

 

Internationale Strömung in der Architektur seit Beginn der 80er-Jahre, die eine Zersplitterung des architektonischen Körpers und eine heterogene, wie «zusammenstürzend» wirkende Neuordnung der Bestandteile verfolgt. 1988 organisierte der amerikanische Architekt Philip Johnson in New York die Ausstellung «Deconstructivist Architecture», wodurch der Begriff endgültig als internationale Stilbezeichnung festgeschrieben wurde.

Dekonstruktivistische Architektur zeichnet sich durch einen bemerkenswert freien, spielerisch leichten Umgang mit architektonischen Elementen und Gliederungsstrukturen aus. Gewohnte Kategorien wie Regelmäßigkeit, Reihung oder Symmetrie sind ihr weitgehend fremd. Im Gegensatz zur traditionellen Architektur durchbricht der Dekonstruktivismus die feste Ordnung von oben und unten, widersetzt sich orthogonalen Fassaden- oder Raumstrukturen und verwandelt die architektonischen Elemente (z.B. Dächer, Treppen, Türen, Fenster) in autonome, der Skulptur und dem Industriedesign nahe stehende Formwerte.

So nimmt beispielsweise ein Dach zwar die Funktion eines Daches wahr, doch zugleich zeigt es sich als ein selbstständiges Gestaltelement, das auch außerhalb seines Architekturkontextes für sich Bestand haben würde, der Skulptur oder dem Design verwandt. Das dekonstruktivistische Gebäude stellt sich als ein zerklüftetes, heterogenes Formenkonglomerat dar, das nicht nur höchste Labilität dokumentiert, sondern auch den Eindruck erweckt, es stürze jeden Augenblick in sich zusammen.

Ein weiteres Charakteristikum besteht in dem ausgeprägten, feinnervigen Licht- und Schattenspiel der architektonischen Bestandteile, verbunden mit einer für Architektur ungewöhnlichen Dynamisierung.

Wenngleich bevorzugt mit geometrischen Formen gearbeitet wird, setzt sich der Dekonstruktivismus gegen die rationale, ausbalancierte Ordnung architektonischer Massen des Konstruktivismus und der Gruppe De Stijl zur Wehr. Dennoch dient insbesondere erstgenannter als Quelle: Ungeachtet des Umstands, dass den allermeisten konstruktivistischen Architekturprojekten eine Ausführung jenseits von Entwurf oder Modell verwehrt blieb, zählen Arbeiten von Wladimir Tatlin («Eck-» und «Konterreliefs», «Denkmal der III. Internationale»), El Lissitzky («Prounen»), Kasimir Malewitsch («Architektona»), Wladimir und Georgij Stenberg («Konstruktionen»), Jakob Tschernikow oder Iwan Leonidow zu den wichtigsten Anregungen. Auch der Bildhauer Gordon Matta-Clark vermittelte mit seinen aufgeschlitzten, aufgeschnittenen Häusern der 70er-Jahre wesentliche Anregungen.

Zu den bekanntesten Vertretern des Dekonstruktivismus zählt die österreichische Architektengemeinschaft Coop Himmelb(l)au. Als eine ihrer prominentesten Arbeiten gilt die Fabrikanlage Funder Werk 3 in St. Veit/Glan (1988-1989). Herausragende Bedeutung kommen ferner dem 1987 von Behnisch & Partner errichteten Hysolar-Forschungsinstitut der Universität Stuttgart oder verschiedenen Bauten des Amerikaners Frank O. Gehry zu. Nicht zuletzt sind Zaha Hadid, Daniel Libeskind und Bernard Tschumi aufzuführen. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey)

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