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Design in der DDR

 

Unter «DDR-Design» versteht man Produkte, die zwischen 1949 und 1989 in der DDR entworfen und hergestellt wurden. Prinzipiell verliefen die Designprozesse in der DDR wie in der Bundesrepublik Deutschland. Spezifische ostdeutsche Elemente waren jedoch in der unterschiedlich gearteten Gesellschaftsbasis begründet, die von sozialistischer materieller (und ideologischer) Planwirtschaft geprägt war. Im SED-Staat gab es zudem immer wieder Eingriffe bis hin zu Sanktionen gegen Designer und Hersteller. So musste Mart Stam 1952 aus kulturpolitischen Gründen das Institut für industrielle Gestaltung verlassen. Als Vertreter der Bauhaus-Ideen und Verfechter funktionalistischer Gestaltung war er aus Sicht der SED-Parteiführung untragbar geworden. Hintergrund war die sogenannte Formalismusdebatte: Die SED wollte sich von den künstlerischen Entwicklungen in der Bundesrepublik Deutschland abgrenzen und diffamierte moderne Stilrichtungen wie den Bauhaus-Stil als «feindlich», «formalistisch» und «dekadent». Von den Künstlern und Designern forderte sie eine Orientierung an der «nationalen Kulturtradition».

Bis Anfang der 1960er-Jahre bedeutete Designpolitik in der DDR «Politik ins Design», aber nicht «Politik fürs Design». 1972 wurde das Institut für industrielle Gestaltung in das «Amt für Industrielle Formgestaltung» (AiF) als Organ des Ministerrats der DDR umgewandelt. Die Aufgabe des Amtes bestand vor allem darin, die Designer in der DDR anzuleiten und zu kontrollieren. Gleichzeitig betrieb das AiF die zentrale Öffentlichkeitsarbeit für das Industriedesign der DDR und produzierte entsprechende Ausstellungen. Die Arbeitsmöglichkeiten von freiberuflichen Designern, insbesondere von Industriedesignern, wurde durch die rigide Zulassungspolitik des AiF – es teilte die Designer nach festgelegten Quoten der Industrie und den Betrieben zu – erheblich eingeschränkt, denn durch die Erfüllung der Planaufgaben auch im Design war der Bedarf an angestellten Designern in der Wirtschaft sehr hoch.

In den 1980er-Jahren gab es einen zentralen Parteibeschluss, nach dem 60 Prozent aller Industriegüter der DDR mit dem Zertifikat «Gestalterische Spitzenleistung» (SL) ausgezeichnet werden mussten. Diese Produkte sollten «absoluten Welt-Qualitätsstandard in der Designqualität» aufweisen, was jedoch eine Illusion blieb.

Das Design in der DDR trat auf dem Weltmarkt oft anonym auf, sodass sich die Designerinnen und Designer kaum einen Namen machen konnten, denn sie blieben ungenannt. Eine Ausnahme stellten die Investitionsgüter dar, die ihre Herkunft und ihre Marken wie z. B. «TAKRAF» oder «SKET» publikumswirksam tragen durften. Eine erste große Gemeinschaftsausstellung – «Design 1985» – der sozialistischen Länder gab es erst 1985 auf Initiative der Sowjetunion und des AiF.

Den Unterschied zwischen Westdesign und Ostdesign definiert Günter Hohne, ehemaliger Chefredakteur der ostdeutschen Designzeitschrift «form + zweck», im Gebrauchsanspruch, das heißt in der sozialen Zweckbestimmung der Dinge: «In der DDR-Gesellschaft gab es andere Ansprüche an die Produkte als in der kapitalistischen, westlichen Warenwelt. Diese lebt vom Warenumschlag auf Krawall, von Produkterneuerungszyklen, die immer kürzer werden. Das war in der DDR ganz anders. Zum einen waren die Ressourcen gar nicht vorhanden – Stichwort Mangelwirtschaft. Man musste sparsam mit Energie und Rohstoffen umgehen, und es herrschte bei zu geringen technologischen Innovationsschüben ein steter Arbeitskräftemangel. Das andere war eine allgemeine Einstellung bei vielen Nutzern von Produkten, die sich dagegen wehrten, Dinge zu ersetzen, bevor sie überhaupt die Chance hatten, sich zu verschleißen. Der Anspruch war eher Langlebigkeit und die Dinge als Lebensbegleiter in Würde älter werden zu lassen.»

Zu den wichtigsten Designern der DDR gehörten: Marlies Ameling, Erwin Andrä, Ekkehard Bartsch, Winfried Baumberger, Axel Bertram, Manfred Bofinger, Gerhard Böhnisch, Kurt Boeser, Hedwig Bollhagen, Helmut Brade, Marianne Brandt, Hans Brockhage, Friedrich Bundtzen, Albert Buske, Manfred Claus, Jutta Damm-Fiedler, Ilse Decho, Brigitte M.-Diedering, Karl Clauss Dietel, Dietrich Dorfstecher, Karl-Heinz Drescher, Horst Dressel, Wolfgang Dyroff, Anneliese und Hans-Eberhard Ernst, Joachim Fiedler, Ernst Fischer, Helmut Flade, Walter Funkat, Bernd Frank, Franz Ehrlich, Antje Erkmann, Walter Gebauer, Horst Geil, Wolfgang Geisler, Lutz Gelbert, Horst Giese, Peter Grahl, André Grossmann, Rudolf Grossmann, Erhard Grüttner, Rudolf Grüttner, Matthias Gubig, Helene Haeusler, Heinz Handschick, Volker Häußer, John Heartfield, Heinz Hellmis, Horst Heyder, Herbert Hirche, Rudi Högner, Rudolf Horn, Margarete Jahny, Erich John, Paul Jung, Günter Junge, Gerd Kaden, Albert Kapr, Ludwig Kellner, Martin Kelm, Werner Klemke, Winfried Klemmt, Günter Knobloch, Siegrid Kölbel, Heiner-Hans Körting, Albert Krause, Klaus Kunis, Hellfried Lack, Li Ting-I, Walter Mainz, Michael Marschhauser, Hans Merz, Horst Michel, Erich Müller, Renate Müller, Rolf-Felix Müller, Klaus Musinowski, Horst Oehlke, Dietmar Palloks, Jürgen Peters, Hubert Petras, Christa Petroff-Bohne, Volker Pfüller, Gudrun Raum, Lothar Reher, Günter Reißmann, Gisela Röder, Peter Rossa, Lutz Rudolph, Karl-Heinz Schäfer, Karl-Heinz Schaarschmidt, Hans-Joachim Schauß, Walter Schiller, Werner Schinko, Horst Schuster, Klaus Segner, Selman Selmanagic, Manfred Schindler, Thomas Schleusing, Jochen Schmieder, Wolfgang Schneider, Gerhard Schöne, Dieter Schwerdtle, Mart Stam, Bernd Stegmann, Michael Stender, Klaus Stützner, Hellmuth Tschörtner, Johannes Ullmann, Ernst-Rudolf Vogenauer, Hartmut Voigt, Hannelore Wedemeier, Marion Weidlich, Harry Wendisch, Horst Wendt, Klaus Wittkugel, Horst-Erich Wolter, Eberhard Wüstner, Uta Wulsten, Fritz Wulsten und Gerd Wunderlich. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey)

 

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