| Deutscher Werkbund Eine Vereinigung von Architekten, Künstlern, Kunsthandwerkern und Unternehmern, die das Ziel einer «Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk» (Auszug aus der Satzung) verfolgte. 1907 wurde der Deutsche Werkbund von Peter Behrens, Theodor Fischer, Wilhelm Kreis, Hermann Muthesius, Joseph Maria Olbrich, Karl Ernst Osthaus, Richard Riemerschmid, Henry van de Velde u.a. in München gegründet. Unter der rasch fortschreitenden Industrialisierung des späten 19. Jahrhunderts hatten insbesondere Architektur und Kunstgewerbe zu leiden, insofern die originäre, künstlerische Idee durch das blinde Repetieren historischer Stilimitationen verloren ging. Hier setzte der Werkbund ein, um in Anlehnung an das Arts and Crafts Movement ein neues, eigenständiges Form- und Qualitätsbewusstsein zu schaffen. Im Unterschied zu der englischen Bewegung wurde ein noch stärkerer Akzent auf die industrielle (Massen-)Fertigung gesetzt. Für eine offensive Vertretung der Werkbundkonzepte in der Öffentlichkeit setzten sich Hermann Muthesius, Karl Schmidt (Leiter der Deutschen Werkstätten) und der Reformpolitiker Friedrich Naumann ein. Gewissermaßen als «Gütezeichen» propagierte der Werkbund den Begriff «Deutsche Wertarbeit». Seinen größten Einfluss entfaltete der Werkbund um das Jahr 1914. Auf der groß angelegten «Ersten Deutschen Werkbundausstellung» (1914) in Köln erfuhren die Arbeiten und Pläne breites Publikumsinteresse. Viel beachtete Ausstellungsgebäude schufen Peter Behrens, Walter Gropius, Bruno Taut und Henry van de Velde. Im selben Jahr entwickelte sich zwischen Muthesius und van de Velde eine öffentlich ausgetragene Debatte um die Frage, ob der Werkbund künftig einer standardisierten, industriellen Massenproduktion (Muthesius) oder einer individuellen, künstlerisch geprägten Haltung (van de Velde) folgen sollte. Die breite Popularisierung der Werkbundideen wurde einerseits durch weitere Ausstellungen erreicht (z.B. 1924 in Berlin, 1927 in Stuttgart, 1929 in Breslau, 1930 in Paris), andererseits durch Jahrbücher (1912-1920), das «Deutsche Warenbuch» (1915) - eine katalogähnliche Zusammenstellung vorbildlich gestalteter Gebrauchsgüter - und nicht zuletzt durch die Zeitschrift «Die Form» (1926-34) erzielt. In den 20er-Jahren rückte die Problematisierung von sozialgerechten Formen der Architektur in den Vordergrund. Unter der Leitung Mies van der Rohes wurde diese Frage 1927 in Gestalt der Stuttgarter Weißenhofsiedlung beispielhaft gelöst. Die Siedlung, an deren Planung und Bau zahlreiche namhafte Avantgardearchitekten beteiligt waren, vermittelte dem Bauhaus und dem internationalen Funktionalismus wichtige Impulse. 1930 besaß der Werkbund etwa 3000 Mitglieder gegenüber 500 zu Beginn. 1934 wurde die Vereinigung aufgelöst, 1947 erfolgte die Wiedergründung, die jedoch - trotz der seit 1952 publizierten Zeitschrift «Werk und Zeit» - die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen konnte. Der Deutsche Werkbund zählt neben dem Bauhaus zu den herausragenden Institutionen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die die Grundlagen des modernen Designs schufen. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey) www.deutscher-werkbund.de | | | | | | | | | | | | | |