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Postmoderne

 

Der Begriff Postmoderne stammt ursprünglich aus der Architekturtheorie und wurde 1975 von dem amerikanischen Architekturtheoretiker Charles Jencks in die Diskussion eingebracht. Der Gebrauch des Begriffs wurde rasch in vielen Bereichen der Kultur üblich (bildende Kunst, Design, Literatur, Philosophie), deren gemeinsamer Nenner in der Ablehnung des Diktats der Moderne nach ständiger Neuerung und statt dessen in der Hinwendung zu Geschichte und Tradition bestand. Der inflationäre Gebrauch des Begriffs hat allerdings dessen präziser Bedeutung geschadet, die heute schwammig erscheint.

In der Architektur richtete sich die Postmoderne gegen den dogmatisch erstarrten Funktionalismus, dessen rationales, zu uniformer Einheitlichkeit führendes Vorgehen (Internationaler Stil) strikt abgelehnt wurde. Statt dessen griff man auf das Formenrepertoire der Architekturgeschichte zurück, um sich in Stilzitaten historischer Elemente zu bedienen, die vielfach miteinander kombiniert und bisweilen ironisch konfrontiert werden. Eines der wichtigsten Beispiele postmoderner Architektur ist die Piazza d'Italia in New Orleans, erbaut 1975-1979 von Charles Moore. Überhaupt hatte die Postmoderne in der Architektur ihre bedeutendsten Auswirkungen und wurde in den 80er-Jahren stilbildend. Der spielerische Umgang mit der Vielfalt an imitierten historischen Bauformen, oft in leuchtenden Farben bunt kombiniert, stellt sich wie eine Befreiung von der Jahrzehnte andauernden strengen Ordnung des Funktionalismus dar. Kritiker warfen der Postmoderne einen würdelosen Umgang mit der Geschichte und eine unwirkliche, kulissenartige Bauweise mit beliebiger Stilvermischung vor. Als wichtige Architekten der Postmoderne sind Michael Graves, Hans Hollein, Josef Paul Kleihues, Rob Krier, Charles Moore, Aldo Rossi, James Stirling und Robert Venturi hervorzuheben.

In der bildenden Kunst ist der Einfluss der Postmoderne seit den späten 70er-Jahren in Form von Zitaten und unbeschwerten Stilkombinationen deutlich wahrzunehmen, doch tritt er nicht so ausgeprägt und ausschließlich auf. Die wichtigsten postmodernen Strömungen finden sich zu Beginn der 80er-Jahre in der italienischen Arte Cifra und dem amerikanischen New Image Painting. Charakteristisch ist insbesondere die Verwendung unterschiedlicher Stile und Handschriften innerhalb eines einzigen Œuvres und zwar zur selben Zeit, manchmal sogar in einem einzigen Kunstwerk. Somit zeigt sich der postmoderne Pluralismus, der alle Formen (beliebig) gestattet, nicht nur allgemein in der Kunst, sondern auch im Schaffen eines einzelnen Künstlers.

Als zentrale Arbeiten postmodernen Designs gelten die Möbelentwürfe des italienischen Studio Alchimia (1976-81) und Memphis (1981-88). Ihre Mitglieder Ettore Sottsass, Alessandro Mendini, Andrea Branzi, Michele de Lucchi u.a. (alle zunächst Alchimia, dann Memphis) vereinten Stilanleihen aus allen Epochen der Kulturgeschichte und pflegten eine Vorliebe für Farbe, Dekor und antifunktionalistische Formgebung.

Die Postmoderne kennt aber auch herausragende Möbelentwürfe von Architekten, wie z.B. das Sofa «Marilyn» (1981) von Hans Hollein, den Frisiertisch «Plaza» (1981) von Michael Graves oder etwa den Stuhl « Art déco» (1984) von Robert Venturi. © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey)

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