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Villeroy & Boch

 

Das Unternehmen wurde 1748 von François Boch als kleine Töpferwerkstatt in Audunle-Tiche gegründet und produzierte erfolgreich rustikales Gebrauchsgeschirr. 1936 fusionierte die Familie Boch mit Villeroy, was zur Erweiterung des Absatzmarktes und zur Diversifikation in der Produktion führte. 1842 begann man mit der Herstellung von Fliesen, 1843 wurde eine Cristallerie an der Saar gegründet, um das Angebot der Tischkultur zu vervollständigen. 1856 kaufte man eine Mosaikfabrik in Mettlach, in der mehrere Jahrzehnte lang erfolgreich Steinfliesen für Wandverkleidungen hergestellt wurden.

Um die Jahrhundertwende kamen die Produktion von Waschgeschirren und die Sanitärabteilung hinzu, die Objekte aus Feuerton (schamotthaltige Keramik) herstellte. Bis Mitte der 30er-Jahre produzierte Villeroy & Boch Geschirr, Gefäße, Stürzformen, Zierkeramik (Figuren, Vasen, Leuchter, Wandteller u.Ä.), aber auch Waschtische, Toilettenschüsseln oder Baukeramik (vor allem Wandfliesen und Fliesengemälde).

Ab 1930 ließ man einige der traditionellen Geschirrformen und Dekore entweder im werkseigenen Atelier oder durch externe Designer wie Jean Beck oder Hermann Gretsch umgestalten. Gretsch überarbeitete beispielsweise die bewährte «Kugelform» von Villeroy & Boch und schuf mit den Formen «3480» (zylindrische Form, oben und unten abgerundet, Schottenmuster mit gelben, roten und dünnen schwarzen, sich rechtwinklig kreuzenden Streifen) und «3460» zwei Geschirre, die den Leitlinien des Deutschen Werkbundes ideal entsprachen.

In der Nachkriegszeit arbeitete Villeroy & Boch mit Designern wie Helen von Boch, Federigo Fabbrini, Michèle Bernard, Isabelle de Borchgrave, Maggy Chamsaur, Luigi Colani oder Frogdesign zusammen. Colani schuf 1973 die «Kollektion Colani» - mit organisch gestalteten Sanitärkörpern (u.a. Waschtisch, Handwaschbecken, Bidet, Klosett, Eck- und Sitzduschwanne). Frogdesign entwickelte die Kollektionen «Stratos», «Helios» und «Zenith» (mit der Form des Halbzylinders und einem metallisierten Bügel als wiederkehrenden Elementen sowie einem spektakulären Duschtower aus Edelstahl). In den «Editionen» (seit 1988) von Paloma Picasso stellte Villeroy & Boch Keramik für Badezimmer vor (in der «Edition No. 1» mit weißen Relieffliesen in Kassettenform und ausdrucksstarken Reliefbordüren; in der «Edition No. 2» mit dekorativen Themen aus der Renaissance und einem metallisch grün glänzenden Löwenkopf im Patinalook). In den «Editionen» von Wolfgang Joop finden sich Fliesenkollektionen mit Perlmuttschimmer, Gold- und Platineffekten oder im Trompe-l'œil-Stil (Serie «Prestige»).

Im Bereich «Geschirr/Kristall» bat Villeroy & Boch 1987/88 Studenten der Meisterklasse für Keramik und Produktgestaltung an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst (Leitung: Matteo Thun), eine Geschirrkollektion zu entwerfen, die unter dem Motto «Spirit of the USA» stand. In limitierter Auflage (maximal 50 Exemplare pro Serie) wurden 1988 zehn Geschirreditionen produziert, darunter Arbeiten von Sascha Eselböck, Margit Deuz («Liberty»), Maria Wiala («Catch the Line»), Renate Hattinger, Klara Obereder, Johanna Schmeiser («American Football»), Ali Scherhaufer, Richard Schütz und Michaela Lange. Einen ähnlichen Wettbewerb schrieb Villeroy & Boch auch unter dem Motto «Spirit of Europe» aus.

Wichtige Entwürfe der 90er-Jahre waren darüber hinaus die Badkollektion «Tiora» (1993), entwickelt von Frogdesign (und 1993 vom Designzentrum Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet mit dem Roten Punkt für höchste Designqualität) sowie eine neue Generation schneidbarer Waschtische aus Keramik («Virage», 1993). Hervorstechendes Designelement der von Reiner Moll entworfenen Kollektion ist die Asymmetrie beim Einzelwaschtisch und die sich wieder ergebende Symmetrie beim Doppelwaschtisch. Der spiralförmige Schwung im Beckenverlauf ist nicht nur das ästhetische Hauptmerkmal, sondern zugleich eleganter Funktionsträger. Die in das Becken verlaufende Spirale ermöglicht es, eine nicht sichtbare Stelle mit dem Überlaufloch zu versehen und damit die Ästhetik nicht zu beeinträchtigen.

Zu den jüngsten Produkten der Firma gehören die von Molldesign entworfenen Armaturen «Ibro», «Pantro» und «Tallo». Conran & Partners kreierten 2003 für Villeroy & Boch die Badkollektion «Aveo». Im Bereich Tischkultur schufen Paloma Picasso und Matteo Thun betont moderne Serien, die von organischen Formen inspiriert sind. Die «Kenzo»-Kollektion (2005) zeigt floralen Dekor in Verbindung mit Textilstruktur. Im Designbereich setzte Villeroy & Boch im neuen Millennium konsequent die «Mix & Match» - den Dekor- und Farb-Mix - in allen Lifestyles der Tischkultur um. Am deutlichsten wird dies beim Geschirrdesign von «NewWave Caffè» (2003) sichtbar, das zudem für die komplizierte Produktionstechnik seiner asymmetrischen Form den Innovationspreis der deutschen Wirtschaft 2004 erhielt.

Zu den technischen Innovationen der letzten Jahre gehören die pflegefreundliche Keramikoberfläche «CeramicPlus», die bakterienhemmende Glasur «ActiveCare», das Wassersparmodul «AquaReduct» für WC-Spülungen, sowie «Magic Basin» - ein Waschbecken, dessen neue Sensortechnik die Armatur ersetzt. Das «PurAir»-WC gilt als erstes WC mit integrierter Geruchsbeseitigung. Mit dem modularen Fertigbad-Konzept «e-motion» entwickelte die Firma ein Konzept zur Errichtung von Objektbädern bei minimaler Zeit-, Lärm, Schmutz- und Staubbelastung. Durch den patentierten Werkstoff «Quaryl» war Villeroy & Boch in der Lage, völlig neue Bade- und Duschwannen-Designs zu realisieren. Mit «Light Tile» integrierte die Firma erstmals Leuchtdioden in hochwertige Fliesen, sodass sie zur Lichtquelle wurden oder als exklusives Gestaltungselement bzw. als Leitsystem zur räumlichen Orientierung eingesetzt werden konnten.

Aktuell unterteilt Villeroy & Boch seine Produktpalette in die drei Unternehmensbereiche «Tischkultur», «Bad und Wellness» sowie «Fliesen». © Königsdorfer Medienhaus, Frechen (René Zey)

 

www.villeroy-boch.de

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